3.–4.12.21 Online

Von unikal bis unlimitiert
Titelfoto: Julius Barghop
Gestaltung: Robin Weißenborn

Ausgerichtet vom Zentrum für Fotografie Essen, einem Zusammenschluss von der Folkwang Universität der Künste, dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang und dem Ruhr Museum.

Längst haben sich Fotografien als ein bequemes Werkzeug alltäglicher Kommunikation etabliert. Mit ihrer Hilfe werden Informationen in Umlauf gebracht. Mit der Masse an Nachrichten geht die Menge der Bilder einher. Eingelöst wird damit ein Versprechen, das diesem Medium seit seinen Anfängen eingeschrieben ist: Fotografien sind ein Instrument der Vervielfältigung Die mit ihnen angelegten Prozesse der Reproduktion weisen tendenziell ins Unendliche. Doch werden Fotografien beinahe ebenso lange als ein künstlerisches Objekt diskutiert, gehandelt und gesammelt. Der Wert solcher Bilder bemisst sich gerade nicht in ihrer massenhaften Verfügbarkeit und den alltäglichen Gebrauchsweisen. Wer Fotografien nach den tradierten Maßstäben der Kunstgeschichte und des Kunstmarktes bemisst, bringt Vorstellungen von Besonderheit und, im äußersten Fall, von Einmaligkeit ins Spiel. All dies sind wichtige Gründe, über den Wert des Fotografischen miteinander zu diskutieren!

Damit sind die beiden äußeren Enden eines Spektrums benannt, auf dem sich die Werte des Fotografischen abbilden lassen. Aus interdisziplinärer Sicht wird das internationale Symposium „Von unikal bis unlimitiert“ die hiermit verbundenen Fragen in den Blick nehmen und diskutieren. In programmatischer Absicht wollen wir dabei unterschiedliche Felder der fotografischen Praxis adressieren: Kunst, Wissenschaft, Archiv, Kuratorisches Restaurierung und nicht zuletzt den durch Galerien und Auktionshäuser vertretenen Kunstmarkt. Das Symposium ist in insgesamt fünf Panel gegliedert: Märkte, Limitierung, Sammlungen, Materialitäten und Originale. Jedes Panel wird von drei bzw. vier kurzen, thesenhaft zugespitzten Beiträgen eröffnet; im Anschluss soll Raum für eine umfassende Diskussion auf dem Podium und gemeinsam mit dem Publikum gegeben werden. Bereits am Vorabend wird das Symposium mit zwei Ausstellungen eröffnet.

Donnerstag, 2. Dezember 2021

18.00 – 21.00
Museum Folkwang,
zwei Ausstellungseröffnungen

Paul Kooiker: Fashion
Fotografische Sammlung des Museum Folkwang

In seinen aktuellen Fotografien bewegt sich Paul Kooiker (*1964) an der Schnittstelle zwischen Mode und Kunst. Bekannt als künstlerischer Fotograf und Hochschullehrer begann er vor einigen Jahren, seine Arbeitsweise erfolgreich in Richtung Modefotografie zu erweitern. Seither veröffentlicht er Bildstrecken in Magazinen wie Vogue Italia, Sleek Magazine und New York Times Magazine.


Stopover
Jahresausstellung Photography Studies der Folkwang Universität der Künste

Einmal jährlich stellen die Studierenden des künstlerischen und des wissenschaftlichen Foto-Masters an der Folkwang Universität der Künste gemeinsam aus. Präsentiert werden dabei im UG des Museum Folkwang keine abgeschlossenen Werke – vielmehr sollen im Sinn eines Stopovers, eines Zwischenstops, Einblicke in aktuelle Arbeitsprozesse gegeben werden.

Freitag, 3. Dezember 2021

10.15
Begrüßung und Einführung in das Symposium
Elke Seeger (Folkwang Universität der Künste), Peter Gorschlüter (Museum Folkwang), Heinrich Theodor Grütter (Ruhr Museum), Ralf Stremmel (Historisches Archiv Krupp)

11.00 – 12.30
Märkte

Rund um das fotografische Bild haben sich in den vergangenen Jahrzehnten eingespielte Wege der Vermittlung und Vermarktung fotografischer Kunst entwickelt. Unterschiedliche Grade der Digitalisierung im Alltag führen heute zu neuen und erweiterten Handlungsweisen, die einen offenen und breiter angelegten Zugang zum Bild ermöglichen. Dieses erweiterte Verständnis reicht über die Konventionen eines einzelnen fotografischen Objekts hinaus und öffnet den beteiligten Akteuren vielfältige Perspektiven. Der Fotohistoriker Steffen Siegel (Essen), die Galeristin Priska Pasquer (Köln) und Dirk Boll vom Auktionshaus Christie’s (London) stellen ihre Perspektiven auf die in Bewegung geratenen Märkte vor. Moderiert wird dieses Panel von Thomas Seelig (Essen).

12.30
Mittagspause

14.00 – 15.30
Limitierungen

Eine wesentliche Eigenschaft fast aller fotografischen Verfahren ist es, dass sie zu einer unbegrenzten Zahl von Bildern führen. Gerade in unserer digital verfassten Gegenwart erleben wir, wie uferlos nicht allein die fotografische Produktion insgesamt ist, sondern wie weit auch die Verbreitung einer einzelnen Aufnahme reichen kann. Demgegenüber steht aber ein Interesse an Limitierungen, das auf dem Weg der Verknappung fotografischer Bilder eine eigene Form der Wertschöpfung erzielt. Der Künstler Oriol Vilanova (Brüssel), der Kunsthistoriker und Kurator Thomas Schmutz (Basel) und die Foto-Gutachterin Simone Klein (Köln) sprechen über die Funktionen und nicht zuletzt auch die Probleme, die diese Strategien hervorrufen. Moderiert wird dieses Panel von Steffen Siegel (Essen).

15.30
Kaffeepause

16.30 – 18.00
Sammlungen

Anhand konkreter Beispiele aus der wissenschaftlichen Arbeit in Sammlungen und Archiven sollen fotoethische, konservatorische, rechtliche und historische Aspekte diskutiert werden. Es steht in Frage, ob die für analoge Fotografien gültigen Konventionen auf „digital born“-Bestände angewendet werden können. Wie einmalig ist eine digitale Ursprungsdatei? Hat dieses Bewertungskriterium überhaupt Relevanz? Es diskutieren Manuela Fellner-Feldhaus vom Historischen Archiv Krupp (Essen), Teresa Gruber von der Fotostiftung Schweiz (Winterthur), Lucia Halder vom Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln) und Mirco Melone vom Historischen Museum Basel. Das Panel wird moderiert von Stefanie Grebe (Essen).

18.30
Die Künstlerin Fiona Tan im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Ruth Horak (Wien), über die Werte des Fotografischen.

Samstag, 4. Dezember 2021

10.30 – 12.30
Materialitäten

Die Bildlichkeit der Fotografie wird nicht allein durch ihren Inhalt bestimmt, sondern ebenso maßgeblich durch ihre Materialität. Aber wie verstehen wir diesen Begriff in Bezug auf ein Medium, welches durch seine Transparenz zur Wirklichkeit bestimmt wird? Erst aus dem Zusammenspiel von Bildinhalt und medialem Grund entfaltet sich der ganze Wert von fotografischen Werken. Für die Form des Zeigens ergeben sich hieraus wichtige Konsequenzen. Aus unterschiedlicher Perspektive sprechen die Künstlerin Batia Suter (Amsterdam), der Gründer und Herausgeber des Yet-Magazin Salvatore Vitale (Zürich) und der Restaurator Peter Konarzewski (Essen) über die Materialitäten der Fotografie. Moderiert wird das Panel von Elke Seeger (Essen).

12.30
Mittagspause

14.00 – 15.30
Originale

Der Begriff des Originals ist historisch eng verbunden mit der Idee einer autonomen Autor:innen-Subjektivität. Doch steht die Fotografie durch ihre medientechnischen Voraussetzungen seit jeher zum „Original“ in einem besonderen Spannungsverhältnis. Die Digitalisierung hat dies verstärkt. Welchen Sinn hat der Begriff von Autorschaft angesichts von kollektiven Recherche-Teams, bei der Arbeit mit „found footage“ und nicht zuletzt bei einer automatisierten Bildproduktion, die unsere Gegenwart immer stärker prägt? Mit den Künstlerinnen Nora Al-Badri (Berlin) und Anouk Kruithof (Brüssel) sowie der Kuratorin Inka Schube (Hannover) soll diese Diskussionsrunde daher auch fragen: Was kommt nach der Ent-Wertung des Originals? Moderiert wird das Panel von Markus Rautzenberg (Essen).

16.00
Führungen durch die vier Partnerinstitutionen: Folkwang Universität der Künste, Historisches Archiv Krupp, Museum Folkwang und durch die Sonderausstellung „Mustafas Traum. Fotografien von Henning Christoph zum türkischen Leben in Deutschland 1977–1989“ im Ruhr Museum. Anmeldung erforderlich.